Beinahe 60 % der befragten Polen assoziieren Oppeln ausschließlich mit dem Festival des polnischen Liedes. Die jüngste von der Stadt in Auftrag gegebene Erhebungen zeigt, dass es auch weiteren Assoziationen gibt: Musik, Lied, Amphitheater, Kabarett, Schlesien oder deutsche Minderheit. Man kann daraus schließen, dass außerhalb Oppeln nur wenige wissen, was man in der Stadt sehen kann und wie man in der Stadt die Zeit verbringen kann. Schade! Oppeln ist zwar die Hauptstadt der Woiwodschaft, dennoch ist das eine gemütliche Stadt mit Flair. Das ist... ein ideales Ziel für ein Wochenende.
Fotografie von Paweł Uchorczak
Oppelner mäkeln zwar gern, aber sie wissen eigene Stadt zu schätzen. Fast 80 % der Bewohner ist davon überzeugt, dass das ein guter Wohnort ist, obwohl die Gründe, warum sie so meinen, ganz unterschiedlich sind. Wenn man an Oppeln denkt, wird meistens die Ruhe, intime Atmosphäre und die Nähe genannt. Oppeln ist eine sichere, grüne, saubere und schöne Stadt. Oppelner sind über das Kultur- und Freizeitangebot zufrieden, obwohl das eine Stadt ist, in der man sich eher erholen als austoben kann. Sollten Oppelner den Touristen die Stadt empfehlen, schlagen sie unter anderem folgende Sehenswürdigkeiten vor: Freilichtmuseum des Oppelner Dorfes, Ring mit Rathaus, Kathedrale, Philharmonie, Museum des Oppelner Schlesiens, „Venedig”, Piastenschloss, Bolkoinsel oder Tiergarten. Nichts zu meckern….
Fotografie von Paweł Uchorczak
Man kann sagen, dass die Bolkoinsel für Oppeln genau das ist, was der Central Park für New York. Das ist keine Übertreibung. Die Insel wird von beiden Seiten von der Oder und von der anderen Seite von dem Mühlgraben, der als Umflut funktioniert (kanał Ulgi) und auf der letzten Strecke von der Winske (Kanał Wiński) umarmt. Die Insel wurde schon im 14. Jahrhundert nach dem berühmten schlesischen Herzog genannt. Davor wurde die Insel einfach „Kampa” genannt. Heute bildet die Bolkoinsel einen riesigen Parkt mit einmaligem Altbaumbestand und Wildtieren. Auf der Insel begegnen uns unter anderem Rehe, Fasanen, Wildkaninchen, Fuchse und viele Vogelarten. Von Morgen bis Abend durchqueren die Insel Läufer, Radfahrer und Inlineskater, weil die Bolkoinsel eine populärer Erholungsfläche ist. Die Insel ist etwa 10 min. zu Fuß vom Stadtzentrum entfernt und man kann dort auf einer Wiese ein Picknick veranstalten, unter Bäumen spazieren gehen, am Teich Enten füttern, oder in der Hängematte in einem Kulturcafé schaukeln, wo abends unter anderem Filme gezeigt und Tanzdarbietungen oder Silent Party veranstaltet werden. Die Bolkoinsel gilt als grüne Lungen von Oppeln und großer Naturschatz der Stadt.
Fotografie von Marcin Zygier
Den Tiergarten gibt es in Opeln schon seit den 1930er Jahren. 1997 war das Schicksalsjahr, weil der Zoo völlig überschwemmt wurde. Die Mitarbeiter rangen um das Leben der Tiere bis zum Ende. Einige Tiere wurden einfach frei gelassen, einige mussten eingeschläfert und auf die Militär-LKW’s verladen werden, um sie nach Breslau in Sicherheit zu bringen. Die Rettungsaktion dauerte bis nach Oppeln die Große Welle kam, die die ganze Stadt samt der Bolkoinsel und dem Zoo im wörtlichen Sinne überschwemmte. Die Zoo-Mitarbeiter schafften gerade noch sich auf ein Dach zu evakuieren, wo sie in der Dunkelheit die ganze Nacht verbrachten und die Angstschreie der ums Überleben kämpfenden Tiere hören mussten, die nicht mehr zu retten waren. Das Ausmaß der Verluste war erst am Morgen zu sehen. Die Affen haben nur überlebt, weil der Pavillon sechs Meter hoch war. Man rettete noch die ums Überleben kämpfenden Bärin und den Bär, die einige Zentimeter unter dem Dach des Käfigs mehrere Stunden nach Luft rangen. So viel Glück hatten nicht: Löwin, Wolf und drei Nilpferde. Bis heute wurde nicht das gesamte Ausmaß der Naturkatastrophe ermittelt und man weiß nicht, wie viele Tiere sie überlebten.
Fotografie von Witold Chojnacki
Nach dem Hochwasser wurde der Zoo neu angelegt. Wir haben jetzt einen modernen Tiergarten, wo die Tiere von den Menschen nicht mit einem Gitter, sondern mit einem Schutzglas, Netzen oder natürlichen Hindernissen getrennt werden, oder auch gar nicht... Im Zoo kann man unter anderem folgende Tierarten bewundern: kalifornische Seelöwen, prächtige Gorillas, verschiedene Gattungen Wildkatzen, Lamas und Giraffen. Der Zoo ist tierfreundlich, modern und sicher. Es kommen auch...Ausbrüche vor. So eine Episode im ihren Lebenslauf hat beispielsweise die Löwin, die ihren Käfig verließ, aber auch der Lemur, der den Zoo öfter verließ, um die Insel zu besichtigen, aber immer dann zurück war, wenn die Fütterungszeit kam. Der Luchs erregte Aufsehen, als er im Blitzlicht der Fotoapparate und im Lampenlicht der TV-Kameras sein Meisterstück zeigte. Er kletterte auf einen Baum, sprang aufs Dach und flüchtete während der feierlichen Eröffnung des neuen Auslaufs.
Fotografie von Roman Rogalski
Die Promenade am Mühlgraben gehört zu den schönsten in Oppeln. Hier befindet sich das sogenannte Oppelner Wenedig, also eine Reihe von Mietshäusern unmittelbar am Wasser. Man nennt zwar allgemein den Mühlgraben (heute Młynówka) Kanal, aber in Wirklichkeit handelt es sich dabei um das alte Flussbett der Oder. Der große Fluss strömte hier noch um die Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert, als es hier zur Überschwemmung kam, nach der die Oder den Lauf änderte. Unmittelbar an der Oder, wo früher die Stadtmauer verlief, wurden unter anderem der städtische Speicher, die Stadtmühle, ein Schlachthof und das städtische Badehaus gebaut. In der Bebauungslinie ist sicherlich das Gebäude der alten Synagoge am prägnantesten. Es überstand den 2. Weltkrieg. Vor einigen Jahren ließ die Stadt die Fassaden der Bauwerke am Mühlgraben illuminieren. Dadurch kann die Schönheit der Gebäude und Architekturelemente am Abend bewundert werden.
Fotografie von Paweł Uchorczak
Tagsüber lohnt es sich, auf die andere Seite des Mühlgrabens zu kommen, wo das einzige Bauwerk aus dem nicht mehr bestehenden Schlossensemble steht, das über die Stadt ragte. Der heute alleinstehende Piastenturm gilt als ein der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt. Er steht am Amphitheater und wird jedes Jahr während des Festivals in ganz Polen im Hintergrund während der Fernsehübertragung gesehen. Auf den Turm führen 162 Stufen. Die Besucher werden von einem Fremdenführer betreut, der nebenbei die Geschichte des Piastenschlosses erzählt. Der Turm wurde vor zwei Jahren gründlich saniert. Wir erfahren darin die Geschichte aus Multimedien und können zugleich Geräte, Waffen und historische Stadtansichten bewundern. Aus dem Turm erstreckt sich ein schönes Panorama der Stadt.
Fotografie von Paweł Uchorczak
Über Jahre war der Uferbereich der Oder überwiegend für diejenigen attraktiv, die Einsamkeit auf Auen und Wiesen, unter Bäumen und Gebüsch zu schätzen wussten. Da es keine Wanderpfade und keine Radwege mit Beleuchtung gab, gab es auch keine Spaziergänger. Die Oder und der Oderpark gehören heute zum festen Programmpunkt für Wochenendbesucher. Man kann eine Schifffahrt auf der Oder absolvieren oder sich für Fahrrad, Inliner, oder Roller entscheiden und entlang der Oder fahren. Zur Verfügung stehen Ausleihstellen für Freizeitgeräte. Auf dem anderen Flussufer befindet sich eine Anlegestelle, wo man Paddelboote ausleihen kann. Im Sommer finden im Oderpark (Park Nadodrzański) öffentliche Veranstaltungen für ganze Familien statt.
Fotografie von Sławomir Mielnik
Die Steinbrüche sind fester Bestand der Landschaft in Oppeln. Die stilgelegten Abbaustätten der Zementindustrie sind Paradies für Taucher und Treffpunkt des Winterbader-Vereins. Im Sommer werden die drei größten ehemaligen Gruben: Malina, Silesia und Bolko zu beliebtesten Badeorten. Mitten in Oppeln kann man nicht nur unter freiem Himmel schwimmen, aber auf dem Strand sich sonnen oder Wassersportgeräte und Zubehör ausleihen, Strandball spielen, oder Wakeboards testen. Auf den größten Steinbrüchen werden die Badegäste und Wassersportfreaks durch Bademeister überwacht. Die kleineren Steinbrüche werden von den Spaziergängern bevorzugt, die einen Hund Gassi führen wollen, oder, um Schätze zu suchen… Die Unterwasserbilder regen das Vorstellungsvermögen noch stärker als die in der Stadt seit Generationen kursierenden Großstadtlegenden an.
Fotografie von Sławomir Mielnik
Steinbrüche ziehen im Sommer die Badegäste an.
Die Stadtbibliothek (MBP in Oppeln) verdient nicht nur wegen der Architektur, aber auch als Kulturzentrum, gentrennt besprochen zu werden. Auf dem Erdgeschoß befindet sich dort ein Café, Galerie und Konferenzraum, die sehr gut besucht sind. In der Bibliothek ist ein ständiges Kommen und Gehen und es gibt praktisch täglich Autorenlesungen und verschiedene Veranstaltungen. Eine Etage höher befindet sich ein Leseraum, Ausleihstelle, Mediathek und Kinderzone. Die Bibliothek erfreut sich der größten Beliebtheit der Oppelner. Sie besuchen die Bibliothek selbst und führen Bekannte aus anderen Städten durch die Bibliothek. Na, und ob! Da gibt es was zu sehen. Das Gebäude der Stadtbibliothek zählt zu den bekanntesten und am meisten prämierten in Oppeln. Die eklektizistische Fassade des ehemaligen Mietshauses wurde saniert und grau gestrichen. Der neue Flügel wird von der Fassade mit Glaswand abgetrennt und an die Fassade wurden auf der gesamten Länge Fragmente der Dichtung von Edward Stachura auf Polnisch und Englisch angebracht.
Fotografie von Paweł Uchorczak
Die meisten Mietshäuser am Ring wurden nach dem Krieg wiederaufgebaut. Die historischen Gebäude auf der West- und Ostseiten sind nicht erhalten geblieben, weil sie von der Roten Armee in Brand gesteckt wurden. Das Rathaus wurde auch zerstört, aber diese Schäden waren nicht erheblich im Vergleich mit dem Turmsturz zwölf Jahre davor, zu dem gekommen ist, nachdem die umliegenden Anbauten abgetragen wurden. Der Eindruck war zwar verheerend, jedoch niemandem ist was passiert. Der Rathausturm stürzte - wie vorhergesagt und erwartungsgemäß - in die richtige Richtung. Jedes Mietshaus am Ring hat eigene Geschichte. In einem Haus hielt sich der polnische König Jan Kazimierz während der „Schwedischen Sintflut“ auf und hier erging sein Aufruf zum Kampf gegen die Schweden. Im Posthaus am Ringe (Nordseite) war das erste Postamt in Oppeln tätig und in einem anderen wirkte unmittelbar nach dem Krieg das berühmte Theater von Jerzy Grotowski (Westseite).
Fotografie von Paweł Uchorczak
Im Freilichtmuseum des Oppelner Dorfes (Muzeum Wsi Opolskiej) wurden auf einer Grünfläche 50 historische Holzhäuser in Blockbauweise mit Inneneinrichtung wiederhergestellt. Wir können dort eine Mühle, Wohnhäuser, eine Kirche mit einmaliger Akustik, eine Schmiede und alte Schule besichtigen besichtigen. Das Freilichtmuseum wird jedes Jahr während des Osterjahrmarktes von Besuchern belagert. Empfehlenswert ist der Besuch im Zinshaus, das dem Museum des Oppelner Schlesiens gehört. Jeder Mietwohnung in dem Haus wurde epochengerecht eingerichtet und dekoriert. Mit jeder Etage versetzen wir uns um eine Dekade. Jedes Detail, jede Einzelheit und jedes Möbelstück und Haushaltsgeräte – alles ist original. Die Innenräume wurden mit großzügiger Hilfe der Oppelner ausgestattet, die bei Räumung des Dachbodens entdeckte altertümliche Utensilien und Kleider gespendet hatten. Im Museum kann man sich wohl fühlen. Man darf sich auf das Bett hinsetzen, den Schrak aufmachen, um sich einfach zu überzeugen, dass man nichts anzuziehen hat. Schallplatten, Bücher und Bilder darf man aus dem Fach herausnehmen und anschauen.
Fotografie von Roman Rogalski
In Oppeln gibt es zwei staatliche Theater, ein privates Theater und mehrere Jugendtheater, dazu kommt noch die Philharmonien, Nationales Zentrum des Polnischen Liedes (Narodowe Centrum Polskiej Piosenki), vier Museen, Studentisches Kulturzentrum (Studenckie Centrum Kultury), Jugendkulturhaus (Młodzieżowy Dom Kultury) und Galerie der zeitgenössischen Kunst (Galeria Sztuki Współczesnej). Das Kulturangebot ist somit nicht nur reich aber auch vielfältig. Nicht nur öffentliche Kultureinrichtungen gestalten die Kulturlandschaft. Es gibt auch zahlreiche Nichtregierungsorganisationen, die unter anderem ein Filmfestival, ein Kammermusikfestival, Feuertheater, Tanzdarbietungen, Nachstellungen historischer Ereignisse, Projektionsmapping, unzählige Ausstellungen, Konzerte und Autorenlesungen. Zu den größten wiederkehrenden Veranstaltungen in Oppeln gehören: Oppelner Literaturherbst (Opolska Jesień Literacka), Schlagzeugfestival DrumFest, Herbtssalon, Theaterwettbewerb „Opolskie Konfrontacje Teatralne“, Polnisches Puppentheaterfestival (Ogólnopolski Festiwal Teatrów Lelek), Franziskanerjahrmarkt oder Osterjahrmarkt und Nacht der Museen.
Fotografie von Michał Grocholski
Oppeln bietet sehr gute Sportanlagen. In der Stadt gibt es zwei Schwimmhallen (ein Schwimmbad mit olympischen Schwimmbecken) und noch ein Freibad. Die Stadt hat auch ein Leichtathletikstadion, in dem ein Hochsprungfestival (Festiwal Skoków) zyklisch veranstaltet wird. Oppeln verfügt auch über ein Sportzentrum mit drei Fußballplätzen und Infrastruktur. Fußball kann man auf zwei Fußballplätzen von Typ „Orlik” spielen. Die Eishalle „Toropol” ist zwar schon betagt, aber nach einer gründlichen Sanierung. Die Tennisplätze in der Oleska-Strasse wurden ebenfalls instand gesetzt. Die Modernisierung der Mehrzweckhalle „Okrąglak” geht schon auch zu Ende. Der Rundbau mit einer Halbkoppel ist sehr charakteristisch.
Fotografie von Sławomir Mielnik
In Oppeln sind sechs Hochschulen darunter drei staatliche Hochschulen tätig. Jede fünfte Person in Oppeln ist ein Studierender oder eine Studierende. Die Studenten und Studentinen kommen nicht nur aus Polen. Es gibt eine beachtliche Gruppe der Studiosi aus dem Osten, vornehmlich aus der Ukraine. Wenn man die Zahl der Studierenden mit der Zahl der Bewohner zusammenstellt, stellt man fest, dass Oppeln eine Spitzenposition unter den Studentenstädten vor Kattowitz, Breslau und Lodz einnimmt. Die Größte Veranstaltung, die jedes Jahr von der Studentenschaft organisiert wird, heißt „Piastonalia“. Mit Studenten feiern auch die Bewohner von Oppeln und besuchen Konzerte, Sportveranstaltungen und auch beim gemeinsamen Grillen.
Fotografie von Jagoda Gorol
Die älteste Siedlung auf der Nord-Spitze der Oderinsel Pascheka (Ostrówek) entstand um das VIII. und IX. Jh. Wir wissen leider darüber nicht viel, weil nur einzelne Funde erhalten geblieben sind. Auf der Stelle der Siedlung wurde später die Ansiedlung von einem Erd-Holz-Wall (Burgwall) umgeben. Legt man die dendrochronologischen Untersuchungen der Fundhölzer zugrunde, lässt sich die Annahme treffen, dass die Burgwall zwischen 977 und 995 errichtet wurde. Danach wurde sie mehrmals umgebaut. Sie wurde von etlichen Zehn Kriegern der Piasten samt Familien bewohnt. Ihre Aufgabe war nicht nur der Schutz der Bevölkerung – in der Umgebung gab es in den Wäldern zerstreute slawische Dörfer -, aber auch die Erhebung der Abgaben für den Herzog. Die Burgwall erstreckte sich auf einer Fläche von ca. 3/4 ha und war mit einem Wassergraben und einem Erd-Holz-Wall umgeben, der bis zu 10 m breit und bis zu 8 m hoch war. Entlang der Straßen und an den Plätzen standen kleine Häuser mit der Fläche zwischen 9 und 23 m2 (das größte Haus war 34 m2 groß). Die Spalten zwischen den Rundbohlen wurden von den Einwohnern mit Moos abgedichtet.
Fotografie von Michał Grocholski
Fot. MŚO
Die Lokation von Oppeln erfolgte durch die Verleihung des flämischen Rechts und zählte zu den frühesten Stadtgründungen in ganz Schlesien. Der Stadtgründer war Kasimir I. von Oppeln, er es zwischen 1211 und 1217 unternahm. Die Gründungsurkunde ist nicht erhalten geblieben und aus dem Grund ist es schwer das genaue Gründungsjahr zu ermitteln. Es steht fest, dass es dazu vor 1217 kam, weil Kasimir die Gründungsurkunde für Leschnitz (Leśnica) 1217 ausstellte und in dieser Urkunde wird der Bezug auf die früher für Oppeln ausgestellte Urkunde genommen. Herzog Kasimir initiierte auch den Bau der Burg auf der Insel Pascheka (Pasieka). Sein großer Verdienst war auch der 1228 begonnene Bau der Wehrmauern um die Burg und um die Stadt. Oppeln wurde zu seiner Herrschaft Hauptstadt des Herzogtums.
Fotografie von Roman Rogalski
Fot. MŚO
Es ist nicht ganz klar, wann Wladislaus II. geboren wurde; es handelt sich dabei jedenfalls um das ausgehende zweite Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts. Obgleich er sein ganzes Leben lang mit Belangen des Staates beschäftigt war, und gar international tätig war, widmete er doch Oppeln viel Aufmerksamkeit. Er ließ eben die „neue” Burg (Bergschloß) errichten, deren Überreste bis heute in der Osmańczyka-Str. zu sehen sind. Zu seiner Regierungszeit entstanden die Bergelkirche und das Klosterensamble, in dem sich heute das Rektorat der Universität zu Oppeln befindet. Wladislaus II. baute noch den Mauerring um die Stadt aus. Es war ein gutes Befestigungswerk, wenn man bedenkt, dass das Heer des polnischen Königs Władysław II. Jagiełło 1396 die Befestigungsmauer nicht bezwingen konnten. Herzog Wladislaus II. von Oppeln setzte sich auch für den Bau des Oppelner Rathauses ein. Während seiner Herrschaft wurde die Stadt erweitert. Er war Befürworter der Unterzeichnung eines Abkommens zwischen 22 Städten des Herzogtums (es war die erste derartige Urkunde in der Geschichte), was den Handel erheblich beschleunigte und die Sicherheit verbesserte.
Fotografie von Roman Rogalski
Fot. MŚO
1816 wurde Oppeln zur Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirkes erhoben. Das war eine Verwaltungsbehörde für das gesamte Oberschlesien unter preußischer Herrschaft. Es war ein großer Erfolg der Stadt, vor dem Hintergrund, was mehrere Kandidaturen in Betracht gezogen wurden. Regierungsbezirkshauptstadt konnte Gleiwitz, Ratibor oder Brieg werden, wo schon damals der Sitz des Oberlandesgerichtes war. Die Erhebung von Oppeln zur Hauptstadt eines Verwaltungsbezirkes war von großer Bedeutung. Die Stadt wurde Sitz der Bezirksregierungsbehörde (Regierungsbezirk Oppeln). In der Provinz Schlesien gab es drei Regierungsbezirke insgesamt. Die Stadt war auch Sitz des Landratsamtes und der Stadtbehörden und nach dem I. Weltkrieg wurde die Reichsbahndirektion aus Kattowitz (Katowice) nach Oppeln verlegt. Hier lebten auch viele Offiziere. In der verhältnismäßig kleinen Stadt war der Anteil der Beamten groß und deshalb galt Oppeln als „Beamtenstadt”.
Fot. MŚO
Wie in der weiten Welt so auch in Oppeln war die Herstellung der Eisenbahnverbindung ein geradezu revolutionäres Ereignis, weil damit die Weichen für die Entwicklung der Stadt gestellt wurden. Der erste Zug traf in Oppeln 1843 ein. Das war die Verbindung mit Breslau über Brieg und Ohlau. Der Zug fuhr aus Oppeln drei Mal am Tag ab. In Oppeln gab es damals jedoch keinen richtigen Bahnhof. Der Bahnhof wurde erst 10 Jahre danach errichtet. Die Reisegäste mussten in Holzbaracken warten, die einem Schuppen ähnelten. Die Dampflokomotive wurde auf einer Drehscheibe gewendet, die die Wechslung der Fahrtrichtung möglich machte. In den kommenden Jahren wurde die Eisenbahnstrecke systematisch ausgebaut, um ganz Oberschlesien zu erschließen.
Fot. MŚO
Artur Pagels ist immer noch zu wenig bekannt, obwohl ihm Oppeln eine rasante Entwicklung zu verdanken hat, obgleich seine Amtszeit lediglich zwölf Jahre dauerte (1892 -1904). Damals wurden in die Stadt Oppeln Paschieka (Pasieka), Teile von Königlich Neudrof (Nowa Wieś Królewska), Sakrau (Zakrzów) eingemeindet. Die Stadtfläche verdoppelte sich geradezu und betrug fast zwei Tausend Hektaren. Während Pagels’ Amtszeit wurde die Stadtmitte umgebaut und kanalisiert. Man berief auch ein Stadtmuseum. Er nahm sich auch der Sanierung des Rathauses und des Baus einer Brücke zwischen Stadtmitte und Pascheka an.
Fot. MŚO
Als die erste Oppelner Zementfabrik gilt „Portland Zementwerke” und sie wurde 1857 in der Nähe der heutigen Struga-Strasse gebaut. Die Errichtung der Zementwerke finanzierten Bürger aus Hamburg. Friedrich Wilhelm Grundmann, ein Unternehmer aus Kattowitz (Katowice), leistete 14 Tsd. von insgesamt 100 Tsd. Talern des Stammkapitals der Portland Zementwerke in Oppeln. Nach dem Kauf der restlichen Geschäftsanteile von anderen Gesellschafter wurde er zum alleinigen Eigentümer des ganzen Unternehmens. Bis 1908 sind in Oberschlesien zehn Zementfabriken entstanden und neun davon hatten ihren Standort in Oppeln und in der Umgebung. Die Zementindustrie beschleunigten die städtebauliche und demografische Entwicklung. Von Anfang der 60er 19. Jh. an bis zum Ende des Jahrhunderts verdreifachte sich die Zahl der Einwohner von Oppeln. Im Vergleich zu Anfang 19. Jh., als Oppeln ca. 3000 Einwohner zählte, stieg die Bevölkerung der Stadt sogar um das Zehnfache.
Fot. MŚO
Auf die Zeit des Regierungsbezirkes Oppeln folgte die Zeit der Gebietsreform in Polen (1950). Der Sejm fasste den Beschluss, die Oppelner Woiwodschaft (województwo opolskie) ins Leben zu berufen und das Gebiet aus der schlesischen Woiwodschaft auszugliedern und Oppeln wurde wieder zur Hauptstadt der Region. Als 1998 in Polen erneut eine Gebietsreform durchgeführt werden sein sollte, war das Weiterbestehen der Woiwodschaft Oppeln bedroht. Die Entscheidung wurde schon eigentlich getroffen. Die Woiwodschaft sollte aus der Karte Polens verschwinden. Dies löste ein bis dahin ungeahntes Zusammengehörigkeitsgefühl der Oppelner aus. Tausende gingen auf die Straße, um das Bestehen der Woiwodschat zu verteidigen. Man veranstaltete Gelb-Blaue Bälle, Politiker - wie nie zuvor – intervenierten gemeinsam und einträchtig in Warschau. Die Wochen des Kampfes um die Woiwodschaft waren erfolgreich. Das Oppelner Land wurde nicht geteilt und Oppeln blieb die Hauptstadt der Woiwodschaft.
Fotografie von Rafał Mielnik
Karol Musioł prägte die Stadt 13 Jahre (1952 – 1965) lang als Vorsitzender des Nationalen Stadtrates und Bürgermeister. Erstens – er war der Ideengeber für den Bau der Freilichtbühne in Oppeln (Amphitheater). Er kam auf die Idee bei seinem Besuch in Budapest, wo er so ein Bauwerk sah und es auch in Oppeln ein ähnliches errichten lassen wollte. Zweitens – infolge der Errichtung des Amphitheaters entstand auch die Idee ein Festival des polnischen Liedes (Krajowy Festiwal Polskiej Piosenki) zu organisieren. Das Festival machte Oppeln polenweit bekannt. Das erste Festival des polnischen Liedes fand 1963 statt. Kein Wunder, dass Karol Musioł der einzige Bürgermeister der Stadt ist, der ein Denkmal in Oppeln hat.
Fotografie von Karol Musioł
Fot. TPO
Als 1954 die Entscheidung getroffen wurde, dass die Pädagogische Hochschule aus Breslau nach Oppeln verlegt wird, vermutete keiner, dass damit der Grundstein für eine Studentenstadt gelegt wurde. Die Hochschule entwickelte sich konsequent über Jahre, was zu der Umwandlung der Pädagogischen Hochschule in die Universität Oppeln führte. Das entsprechende Gesetz wurde von dem Sejm in März 1994 verabschiedet. Ähnlich war der Weg zur Begründung der Technischen Universität. 1959 wurde in Oppeln Konsultationsstelle der Schlesischen Technischen Universität eingerichtet. Sieben Jahre danach wurde sie in Technische Hochschule (Wyższa Szkoła Inżynierska) umgewandelt, aus der dann 1996 die Technische Universität Oppeln (Politechnika Opolska) hervorgegangen ist. Heute gibt es in Oppekn mehrere staatliche und private Hochschulen mit insgesamt über 30 Tsd. Studierenden. In diesem Jahr wird an der Universität eine medizinische Fakultät eröffnet, was zu den größten Erfolgen in der Geschichte der Universität wird. Es steht außer Zweifel, dass das akademische Leben die Stärke von Oppeln ist.
Fotografie von Roman Rogalski
Das Kraftwerk Oppeln (Elektrownia Opole) ist heute der größte Arbeitgeber in der Stadt. In dem Betrieb sind mehrere Tausend Personen beschäftigt. Mit dem Bau des Kraftwerkes wurde 1973 begonnen, aber der Schwung kam erst 1987. Danach ging alles zügig. Der erste Block wurde 1993 und der vierte Block 1997 in Betrieb genommen. 2014 wurde mit dem Ausbau des Kraftwerkes begonnen, der sich auf ca. 11 Milliarden PLN belaufen wird. Die zwei nächsten Kraftwerksblocks werden 2019 fertiggestellt.
Fotografie von Roman Rogalski
1997 wurde Oppeln von einem Jahrhunderthochwasser heimgesucht. Die Oder war über Jahrhunderte antreibende Kraft der Stadt und plötzlich wurde sie zum Verhängnis für die Stad. Unter Wasser war über 25% der Fläche von Oppeln. Die Schäden waren eigentlich unermesslich. Die Naturkatastrophe setzte einen wichtigen Impuls, Hochwasserschutzmaßnahmen zu ergreifen. Nach der Überschwemmung wurde die Modernisierung der Hochwasserschutzinfrastruktur. Die Umflut wurde umgebaut und über sie wurde eine moderne Brücke gebaut. Das linke Ufer der Oder wurde mit Dämmen abgesichert und erhöht und auf der Insel Pascheka wurden auch entsprechende Vorkehrungen zum Hochwasserschutz getroffen. Als in Oppeln 2010 eine Hochwasserwelle kam, richtete sie keine Schäden an, obwohl der Hochwasserschutz noch in Bau war. Heute braucht sich Oppeln kein Hochwasser befürchten, selbst wenn es sich um so eine Überschwemmung handeln sollte, wie die in 1997.
Fotografie von Agencja Gazeta
Die Oppelner Subzone der Waldenburger Wirtschaftszone (Opolska podstrefa Wałbrzyskiej Specjalnej Strefy Ekonomicznej) wurde 2005 ins Leben berufen. Man muss zugeben, dass der Erfolg nicht gleich zu verzeichnen war. Über Jahre betrieb Oppeln Standortmarketing und warb um Investoren ohne dabei erfolgreich zu sein. Das Blatt wendete sich 2011 als der erste große Konzern IFM Ecolink die Grundstücke kaufte und die Produktionsstätte ein Jahr danach die Tätigkeit aufnahm. Die weiteren Investoren erkannten die Vorteile des Standortes Oppeln und in der Wirtschaftszone wurden neue Investitionen getätigt. Heute findet man unter anderen so große Unternehmen wie Pasta Food Company, ein Hersteller der Tiefkühlprodukte, eine Tochtergesellschaft der französischen Firma Stefano Toselli und das belgische Unternehmen Ter Beke. In der Wirtschaftszone übt die Firma Polaris, ein amerikanischer Konzern, Hersteller der Quads, die Wirtschatstätigkeit aus, ebenso wie die holländische Firma HFG, die Komponente für Bohrplattformen herstellt. In der Wirtschaftszone wurden bis jetzt über 2 Tsd. Arbeitsplätze geschafft und mehrere Millionen USD investiert.
Fotografie von Michał Grocholski
Am 16. Februar 1990 wurde die Sozial-Kulturelle Gesellschaft der Deutschen Minderheit im Oppelner Schlesien ins Vereinsregister eingetragen. Das Datum gilt offiziell als die Aufnahme der Tätigkeit des Vereins (später in Sozial-Kulturelle Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien umbenannt). Schon ein Jahr danach wurde in Oppeln ein Konsulat der Bundesrepublik Deutschland eröffnet, das bis heute besteht. Die SKGD fokussiert sich auf die Kultur- und Bildungstätigkeit und nimmt am gesellschaftlichen und politischen Leben im Oppelner Land aktiv teil. 2010 trat die deutsche Minderheit zum ersten Mal nach der Selbstverwaltungsreform von 1999, nach der die Zahl der Stadtverordnete gesetzlich auf 25 beschränkt wurde, mit eigener Wahlliste bei den Kommunalwahlen in Oppeln an. Marcin Gambiec wurde 2014 als erster Stadtverordneter aus der Wahlliste der deutschen Minderheit in Oppeln gewählt. Nach dem 1. Januar 2017 sind im Stadtrat von Oppeln auch die Mitglieder der Gemeinderäte aus den eingemeindeten Ortschaften neu hinzugekommen und es wurde zum ersten Mal in der Geschichte eine Fraktion der Stadtverordnete der deutschen Minderheit „Für die Selbstverwaltung“ gebildet. Die Fraktion bilden 6 Stadtverordnete. Oppeln ist Sitz des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen, Es ist ein Dachverband aller Organisationen der deutschen Minderheit in ganz Polen. Darüber hinaus haben in Oppeln ihren Sitz auch andere Interessenvertretungen und Branchenverbände, die mit der deutschen Minderheit verbunden sind. Dazu gehören unter anderem: die Stiftung für die Entwicklung Schlesiens, der Verband Schlesischer Bauern, der Bund der Jugend der deutschen Minderheit, oder auch die Deutsche Bildungsgesellschaft. Diese Organisationen sind weit über die Grenzen von Oppeln hinweg tätig.”
Fotografie von Piotr Zapotoczny
Seit dem 1. Januar 2017 hat Oppeln neue Verwaltungsgrenzen. Kraft Verordnung des Ministerrates wurden 11 Ortschaften aus vier benachbarten Kommunen eingemeindet. Die Fläche der Stadt ist um die Hälfte größer und das bedeutet, dass es neue Gewerbeflächen gibt. Der Stadtpräsident Arkadiusz Wiśniewski, der das Projekt der Erweiterung von Oppeln befürwortete spricht von einem historischen Moment, obwohl wir in Wirklichkeit auf Ergebnisse noch mindestens einige Jahre warten müssen.
Fotografie von Paweł Uchorczak
W Oppeln gab es viele außerordentliche Ereignisse. 1929 wurde die Fahrt des berühmten Starrluftschiffs über Oppeln angekündigt. Die Stimmung steige mit jedem Tag. Die Schlesienluftfahrt wurde auf den 17. Oktober 1929 festgesetzt. Um 10 Uhr 00 erblickten alle eine riesige fliegende Zigarre auf dem Himmel. Das Erstaunen und die Entzückung war grenzenlos. So etwas war über Oppeln noch nie gesehen. Aus den Türmen erklang ein Glockengeläut, die Sirenen heulten. Aus Geschützen wurde ein feierlicher Salut abgefeuert, der sich über die Oder ausbreitete. Auf den Türmen waren Berichterstatter des Rundfunks und der Medien und schilderten das einmalige Ereignis auf dem laufenden Band. Der Bürgermeister ließ den Luftschiffkapitän per Rundfunk mit einer Depesche grüßen. Die Fahrgäste auf dem Bord winkten den jubelnden Oppelner zu. Der Zeppelin machte über den Ring eine große Schleife und entfernte sich Richtung Gleiwitz. Auf einem Fallschirm wurde noch ein Sack mit der Post abgeworfen. Der Sack landete dann in Sczepanowitz (heute Szczepanowic).
Fot. MŚO
Oppeln war in der Vorkriegszeit zwar keine Metropole, aber es hatte Glück, Menschen zu haben, die die Stadt intellektuell und kulturell anregten. Alfred Steinert, ein Oppelner Historiker, ist ohne Zweifel eine herausragende Persönlichkeit. Er verfasste zwei wissenschaftliche Werke, die zwar dünn aber inhaltsreich waren. „Geschichte der Juden in Oppeln” und „Oppelns Werdegang” wurden in den 1920er Jahren herausgegeben. Ein besonderer Ort in der Stadt war das Haus von Max Glauer in der Krakauerstrasse 34a. Der Königliche Hoffotograf, Kunstliebhaber, Heimatforscher, und Musiker wurde mit Unmengen von Diplomen und Medaillen ausgezeichnet. Er fotografierte historische Persönlichkeiten: Wilhelm II., Friedrich Ebert, Hindenburg, Hitler, Hauptmanna, Kardinal Bertram. Er porträtierte in seinem Atelier auch einfache Bürger und er begleitete sie in den wichtigsten Momenten des Lebens. In den Jahren 1900-1905 wurde in der Gartenstraße (heute Sienkiewicz-Str.) in einem bis heute bestehendem Eckgebäude gegenüber der Gefängnismauer ein Buch verfasst, das Oppeln weltberühmt machte. Das Buch „Das Wesen des Judentums”' wurde damals von einem noch unbekannten Oppelner Rabiner Leo Baeck geschrieben.
Leo Baeck
Fot. Agencja Gazeta
Bis in die Hälfe des 19. Jahrhunderts gehörte die Oderinsel Pascheke (abgeleitet vom poln. „Pasieka”, Imkerei) zum Schlossbezirk. 1824 erfolgte die Aufteilung des Schlossvorwerkes und so entstand die „Colonie Wilhelmsthal“ (nach dem Regierungsbaurat Wilhelm Krause genannt). Heute ist das ein der schönsten Stadtteile. Dort wurden Gemüse und Obst angebaut und eine Schlossimkerei betrieben. Im Juni 1858 wurde auf Initiative des Präsidenten des Regierungsbezirks Graf von Pückler der Oppelner Verschönerungsverein ins Leben berufen, der sich nach Übernahme der Oderinsel Pascheke der Raumordnungsplanung annahm. Die Straßen wurden neu gelegt und man bestimmte die Grundstücke für Villenbebauung. Damals wurde auch der Schlosspark und der Volkspark an der Oder den Bürgern und Bürgerinnen zugänglich gemacht. Im neuen Stadtviertel wurden die Häuser zügig gebaut und Pascheke wurde zum festen Teil der Stadt, der gern für Spaziergänge genutzt wurde. Damit entstand ein neuer und prächtiger Villenviertel. Der Ideengeber und Förderer war der Stadtverordnete Ludwig Sack. Nach ihm wurde die Ludwigsstraße (heute Powstańców-Śląskich-Straße, also Straße der Schlesischen Aufstände) benannt. Der Name des Stadtverordneten war ja problematisch und zweideutig zu verstehen. Bei der Namensgebung verzichtete man also auf den Familien und es bleib nur der Vorname. Die Inselbewohner wussten also vor dem Krieg nicht mehr, dass die längste Straße der Pascheke nach dem verdienten Stadtverordneten benannt wurde.
Fot. MŚO
Der Freiwillige Feuerlösch- und Rettungs-Verein Oppeln wurde 1862 gegründet. Ein kleines Spritzenhaus befand sich damals an der Ecke der Hospital- und der Mühlstraße (heute Szpitalna- und Młyńska-Str.) 1888 zog die Feuerwehr in das neue Feuerwehrgeräteschuppen am Tuchmarkt (heute Mały Rynek) ein, wo sie bis 1945 funktionierte. Das Feuerwehrgebäude wurde völlig zerstört. Die Brände suchten Oppeln in der Geschichte wiederholt heim. Dem Feuer sind ganze Stadtteile zum Opfer gefallen und die Menschen wurden arm und lebten in Angst. Es wurden verschiedene Vorkehrungen getroffen, um die Brände zu beherrschen. Auf dem Rathausturm saß ein Wächter der durch dreimaliges Anschlagen an die Uhrglocken ein Feueralarm schlug und durch den langsamen Ruf „Feuer“ mittels eines Sprachrohrs die Menschen warnte. Auf einem langen Stock hängte er dann eine rote Fahne am Tage und in der Nacht eine rote Laterne nach der Gegend aus, wo es brannte. Das Feuerlöschwesen war die Aufgabe der Innungen, die über Löschgeräte verfügten: Leiter, Beile, Haken, Eimer, usw. Die Einwohner durften sich nicht in der Nacht außerhalb des Hauses aufhalten und auf den Straßen waren Nachtwächter zu sehen. Schon damals nutzen die Diebe Brände aus und stahlen alles, was nicht niet- und nagelfest war. Bestraft wurde derjenige, der Feuer sah und die Einwohner mit dem Ruf „Feuer!” nicht alarmierte
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Der Zoo wurde in Oppeln am Anfang der 1930er Jahre gegründet und hieß damals Bolko-Tierpark. Im älteren Teil gab es kleine Teiche, in denen zahlreiche Wasservogelarten lebten. Die größte Attraktion waren die rosaroten Flamingos. Im Zoo wurde auch ein Vogelhaus gebaut, in dem exotische Vogelarten lebten. Im Chor des Vogelgesangs dominierten die Schreie der größten Papageien – es waren die Aras, südamerikanische Papageien. Die Einwohner von Oppeln konnten im Tiergarten exotische Arten von Säugetieren bewundern, die überwiegend aus Afrika eingeführt wurden. Es waren Antilopen und Affen, die auf den Kindern den größten Eindruck machten. Im Zoo wurde auch die Tierpark-Gaststätte betrieben, von der eine schöne Aussicht auf die Oderparte erstreckte. Das Restaurant war für feine Küche nach alten Oppelner Rezepten und für exotische Küche bekannt. Die Spezialität des Hause war Fasan mit Wein-Soße und Wachteleiger mit Spargeln. Zum Essen wurde das Bier aus der Oppelner Brauerei serviert.
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Um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jh. war Oppeln eine gemütliche Stadt. Es zählte 34.000 Einwohner. Die Hauptstadt des Regierungsbezirkes verfügte über ein Landgericht und eine Garnison. Mit vielen Ämtern war Oppeln eine typische Beamtenstadt. Die Stadt regierte ein Bürgermeister mit einem Stadtrat bestehend aus 35 Mitgliedern. Man lebte damals in Oppeln ruhig und gemütlich. In Oppeln waren 133 Schumacher, 75 Schneider, 58 Fleischer und 46 Becker tätig. Es gab auch keine Probleme mit Ärzten. 15 Ärzte führten eine eigene Praxis, manches war gar renommiert. Mit Arzneimitteln konnte man such in vier Apotheken versorgen, aber es gab lediglich zwei Zahnärzte. Modegecken hatten 22 Friseure zur Verfügung.
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Mit dem Bau der städtischen Wasserwerke wurde 1892 begonnen. Für den Bau wurden die Flurstücke an der Rosenbergerstrasse (heute Oleska-Str.) ausgesucht. Die Wasserwerke sollten die gesamte Stadt also in etwa über 23.000 Menschen versorgen. Die Bauarbeiten wurden 1896 gestartet und die Bauaufsicht wurde von Ingenieur Walter Pfeffer aus Halle ausgeübt. Die Bauarbeiten dauerten ein Jahr und die Baukosten beliefen sich auf 677.000 Mark. Die Städtischen Wasserwerke wurden zu Anfang 1897 in Betrieb genommen. Großes Interesser erweckte der auf dem Gelände der Wasserwerke errichtete neugotische Wasserturm. Der Wasserturm wurde erst 2009 ausgemustert. 1913 starteten die Kanalisationsarbeiten und der Bau der Kläranlage. Die Stadt war damals geteilt in arme und gefährliche Odervorstadt (heute Zaodrze), wo die die unteren Schichten in Mietshäusern mit kleinen Wohnungen einer Stube und Küche lebten, und in Prestigeviertel und Nobelstraßen. In Stadtmitte und in der Krakauerstraße wohnten die oberen Schichten. Aus diesem Grunde wurde mit dem Bau der Stadtkanalisation in diesen Straßen begonnen.
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Im Frühling 1847 bekam die Oppelner jüdische Gemeinde den ersten Rabbiner. In die Synagoge an der Hospitalstraße zog der junge Rabbiner Dr. Salomon Cohn ein. Fast 80 Jahre später - am 2. Mai 1928 - starb der Rabbiner David Braunch-Weiger nach einer langen Krankheit. Die letzte und tragische Dekade der jüdischen Gemeinde in Oppeln trat ein. Es zeigten sich Probleme, einen neuen Rabbiner zu bekommen. Die Rabbiner kamen nur für wenige Monate und zogen weg.
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Am 5. Oktober 1934 fand in der Oppelner Synagoge die letzte Amtseinführung eines neuen Rabbiners. An dem Tag trat das Amt der junge Rabbiner Dr. Hans Hirschberg an. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 kam es in Oppeln zum Judenpogrom. Die Synagoge wurde niedergebrannt und die Geschäfte und Unternehmer wurden ausgeplündert. Anfang 1939 reise der Rabbiner Hirschberg aus. Für die hier gebliebenen Juden wurde bald ein „Durchgangslager” in der Malapanerstraße (heute Ozimska-Str.) eingerichtet. Von hier aus gingen die Transporte nach Osten: nach Auschwitz.
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Die Anfänge der „Oppelner Zeitung” gehen auf das Jahr 1864 zurück; man beschloss damals, eine Wochenzeitung in Oppeln herauszugeben. Die neue Zeitung, die erste in Oppeln, hieß "Wochenblatt für Stadt und Land". Die Zeitung wurde auf Papier schlechter Qualität gedruckt und hatte nur vier Seiten im Schulheftformat. Ende der 1880er Jahre wurde beschlossen, das Wochenblatt in eine Tageszeitung umzuwandeln. Seit 1890 erschien das Wochenblatt schon täglich und führe den Titel „Wochenblatt für Stadt und Land - Oppelner Zeitung”. Das Jahr 1933 war ein Schicksalsjahr. Die Machtergreifung durch die Nationalsozialisten eröffnete die schlimmste Periode in der Geschichte der Oppelner Zeitung. Erstaunlich schnell wandelte sich die geschätzte bürgerliche Tageszeitung in eine Tube der Hakenkreuzler. Die Zeitung erschien nur noch zwei Jahre, bis sie am 30. April 1935 geschlossen wurde.
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Als der Reichskanzler Heinrich Brüning am 9. Januar 1931 in Oppeln mit Besuch war, erschienen plötzlich am Himmel über die Stadt drei polnische Militärflugzeuge. Zwei Flieger landeten auf einem Militärübungsplatz. Das war ein großer Skandal, von dem am folgenden Tag sogar „New York Times” berichtete. Piloten wurde fast alles und auch die Spionage zur Last leget. Sie sagten aus, den Weg im Nebel verloren zu haben und aus dem Grunde flögen sie über eine deutsche Stadt. Die Flieger wurden wegen Verstoßes gegen luftverkehrsrechtliche Vorschriften und Passbestimmungen angeklagt. Die Verhandlung fand am 31. Januar vor dem Schöffengericht statt. Es wurde nicht bewiesen, dass die Militärflieger vom Besuch des Reichskanzlers in Oppeln wussten. Der Befehlshaber wurde zu zwei Wochen Gefängnis verurteil. Die Zeit in der Untersuchungshaft wurde angerechnet und er verließ das Gerichtsgebäude als freier Mensch. Der Mitangeklagte wurde freigesprochen, weil der Staatsanwalt keine Verurteilung beantragte. Beide Piloten kamen nach Polen mit dem Auto zurück.
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Es war an einem Sommerabend, am Sonntag um 21 Uhr 30, da hörten die Einwohner am Ring Krach und Knall. Der Einsturz des Rathausturmes ging am 15. Juli 1934 in die Geschichte der Baukatastrofen in Oppeln ein. 1933 wurde der Abbruch der Ringhäuser in der Süd- und Westseite des Rathauses beschlossen. Es stellte sich heraus, dass das eine verhängnisvolle Entscheidung war, weil eben die Anbauten den Turm stützten. Nach dem die Häuser abgetragen wurden, verlor der Turm in der Südwestecke den letzten Halt. Es zeigten sich Spalten und Rissen in den Mauern. Die erste Risse zeigte sich schon am 6. November 1933, als mit dem Abbruch der Anbauten begonnen wurde. Am 13. Juli 1934, es war der Freitag, zeigten sich auf dem Turm tiefe Spalten. Es wurde die Entscheidung getroffen, aus den gefährdeten Wohnungen Menschen zu evakuieren. Wie erwartet stützte der Turm am Sonntag, den 15. Juli 1934, in Richtung Schloßstraße (heute Zamkowa-Str). Zum Glück gab es keine Opfer unter Trümmern und kleine Verletzte. In den 1930er wurde der Wiederaufbau des Turmes beschlossen und das Bauwerk wurde 1935 fertiggestellt. Der alte Turm war über 65 m und der neue 64 m hcch.
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1908 wurde der Eislaufverein Oppeln gegründet und der Sitz befand sich im Eishaus am „Schoßteich”. Das Umgebindehaus steht bis heute. Der Eislauf erfreute sich bei Oppelnern großer Beliebtheit. Die Fußballmannschaft des Vereins Oppelner Sportfreunde 1919 spielte zum ersten Mal in der Saison 1920/1921. In Oppeln waren auch FC Preussen und VfR Oppeln tätig. Die Fußballmannschaft war jedoch nicht erfolgreich auf der regionalen Ebene. In dieser Zeit sind auch in Oppeln Sportvereine der hier lebenden polnischen Minderheit gegründet. 1921 wurde der Verein „Sokół” reaktiviert und 1924 wurde ein polnischer Sportverein mit der Fußballsektion in Grundschütz (heute Grudzice – ein Stadtteil von Oppeln) gegründet. Ein Jahr danach ist in der Stadt Koło Sportowe Opole entstanden, die 1927 in Polski Klub Sportowy unbenannt wurde. Im Polnischen Sportclub wurden damals Abteilungen für Fußball und Leichtathletik geführt. Bald wurden auch Frauen-Volleyball- und Radsport- Abteilung eröffnet. Nicht der Fußball, sondern der Handball war die beliebteste Sportart in Oppeln. Im Handball erzielten die Oppelner Erfolge. In Sczepanowitz bei Oppeln (heute Szczepanowie) wurde der international bekannte Handballspieler und Weltmeister Bernard Kempa geboren.
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Unter den deutschen Garnisonsstädten in Schlesien hatte Oppeln einen sehr hohen Rang. Ausschlaggebend war die Lage. Oppeln hatte als Verkehrsknotenpunkt mit Oderbrücken eine große militärische Bedeutung in der Grenzregion. Moderne Kaserne wurde an der Königsstraße (heute Plebiscytowa-Str.) 1897 eingeweiht. Das bis heute bestehende Gebäudeensemble bestand aus 15 Bauwerken. Zum Kasernenkomplex gehörte auch das im Norden befindliche Krankenhaus (unweit der nicht mehr bestehenden Betriebe „Polmo“) und die Bauwerke für die Kompanie der Maschinengewehre in der Mroßstraße (heute Drzymała-Str.) (ehemals der Betriebshof des Städtischen Transportunternehmens „MPK“). In Oppeln stationierten Einheiten des Oberschlesischen Infanterie-Regimentes Nr. 63. Das Infanterieregiment hatte auch einen Schießplatz, auf dem nach dem Krieg eine Möbelfabrik gebaut wurde und heute die Supermarkts „Tesco“ und „Aldi“ stehen. In der Nähe befand sich neben dem Ost-Bahnhof eine Sanitäranlage, Wäscherei, Duschen und Lager für Zivilkleider der Rekruten.
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Die Eroberung der Stadt durch die Rote Armee beendete die über ein Hundert Jahre lange preußische Geschichte von Oppeln. Am 21. Januar 1945 wurde in Oppeln eine Konferenz organisiert, auf der die Lage und Verteidigungsmöglichkeiten besprochen wurden, obwohl der Russe schon in Konstadt (Wołczyn), Kreuzburg (Kluczbork) und Groß Strehlitz (Strzelce Opolskie) also 35 km von der Stadt entfernt war. Die Ergebnisse der Lagebesprechung waren eindeutig. Es gab keine Chancen, dass nach Oppeln drei Infanteriedivisionen verschoben werden und die ein paar Tausend Mann starke Garnison bestand überwiegend aus untauglichen Rekruten, zersprengten Frontsoldaten und Rekonvaleszenten. Sie waren wehruntauglich und deshalb beging der Kommandant der Festung Oppeln, Oberst Graf von Pfeil Suizid. Am 23. Januar rückte in die Stadt die sowjetische Infanterie nach, die langsamer als die Panzer war. Die Kämpfe um die Ostbezirke der Stadt begannen gegen 19 Uhr 00. Um die Mitternacht waren die Russen schon in der Umgebung der Kathedrale. Am 24. Januar morgen erreichten sie Sakrau (heute Zakrzów). Die Stadt wurde eigentlich ohne schwere Kämpfe erobert, weil es ja keine Verteidiger gab. Die Verteidigung der Stadt hatte auch keinen Sinn. Die Stadt wurde zwar nicht hart umkämpft, aber sie wurde durch den Krieg stark in Mitleidenschaft gezogen.
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Das große Gebäude des Landgerichtes und des Amtsgerichtes in Oppeln wurde in den Jahren 1879-1881 errichtet und das war das letzte Gebäude an der Książąt-Opolskich-Straße (ehemals Nikolaistr. 50). Hier endete die Stadt und weiter gab es nur Flur und Feld, Gärten und den Weg nach Sakrau (heute Stadtteil Zakrzów). Der Monumentalbau, der zusammen mit dem Gerichtsgefängnis ein Gebäudeensemble bildete, überstand nicht den letzten Krieg; es wurde 1945 zerstört und lag in Trümmern. Nach 1933 wurde die Umgehungsstraße (heute Nysy-Łużyckiej-Str,) und die Oderbrücke gebaut und die Nikolaistraße (heue Książąt-Opolskich-Str.) wurde ausgebaut und gegenüber dem Gerichtsgebäude wurde eine Tankstelle errichtet. Nach dem Krieg hielt die enge Kreuzung mit der Nysy-Łużyckiej-Str. dem steigenden Verkehr nicht stand. Nach dem Abriss der Tankstelle wurde hier 1963 ein geräumiger Kreisverkehrsplatz eingerichtet. 1982 wurde über den Kreisverkehr eine Rampenbrücke gebaut, um damit den Durchgangsautoverkehr zu entlasten. Neue Kreuzung der Straßen Książąt-Opolskich und Nysy-Łużyckiej mit dem Kreisverkehrsplatz, der Rampenbrücke und mit anliegenden Hochhäusern stellen das Gegenteil der ehemals stillen und ruhigen Partie an der Nikolaistraße aus der Vorkriegszeit.
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Erst in den Jahren 1931-1933, als der Bau des Gebäudes an der Stelle des abgerissenen Piastenschlosses voll im Gange war, waren die Gemüter der Bürger von Oppeln äußerst erregt. Nicht allen gefiel das für damalige Zeiten sehr moderne Verwaltungsgebäude. Heute befindet sich in dem Gebäude das Woiwodschaftsamt. Früher schrieb man in den Zeitungen vom „neuen Regierungsgebäude“, wie es genannt wurde. Das war eine genau durchdachte und konzipierte Investition. Der Entwurf bekam den Zuschlag im Rahmen eines Architektenwettbewerbs, an dem sich zahlreiche Architekten unter anderem aus Berlin und Hannover beteiligten. Das Regierungsgebäude und der anliegende Piastenschloss sind heute das Wahrzeichen der Stadt. Die Zuschauer aus ganz Polen sehen es immer im Hintergrund während der Übertragung des Festivals des Polnischen Liedes aus dem Amphitheater (erbaut 1958-1963 und umgebaut 2011). Seit 1930er wurde die Turmspitze mehrmals umgebaut. Das Bauwerk wurde um die Kantine und einen Außen-Aufzug erweitert. Es ist ein Symbol von Oppeln, das die moderne Architektur und den Bauhausstil vertritt.
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Das Alte Regierungsgebäude stand majestätisch ein Jahrhundert lang am Regierungsplatz (heute Plac Wolności) dort, wo sich heute der Springbrunnen befindet. Der Verlauf der Vorderseite des Gebäudes ist noch heute an der Stützmauer mit der Balustrade erkennbar. Der Bau des Regierungsgebäudes erfolgte in den Jahren 1830-1833. Es war als Sitz für das Oberpräsidium und die Regierung des 1816 gegründeten Regierungsbezirkes Oppeln vorgesehen. Es überstand nicht den letzten Krieg; Das Gebäude wurde endgültig 1955 abgetragen, weil es ausgebrannt und als Ruine stand. Damit wurde der Platz für eine große Grünanlage mitten in der Stadt geschaffen. Das war ein Monumentalgebäude, das größtenteils durch den anerkanntesten deutschen Architekten des 19. Jh. Friedrich Karl Schinkel entworfen wurde. Die Bauweise entsprach der im 19. Jh. vorherrschenden Richtung; Klassizismus herrschte unstrittig in Deutschland und in Europa und zu den Förderern des Baustils gehörte der große Schinkel. Seit 1833 war das Regierungsgebäude das wichtigste Bauwerk in Oppeln ebenso wie der neu angelegte Regierungsplatz.
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Heute eine der schönsten Partien in Oppeln. Man kommt hier gerne nach Einbruch der Dämmerung, wenn man schon die eindrucksvolle Beleuchtung der historischen Bürgerhäuser am Mühlgraben (Młynówka) bewundern kann. Das ist ein Wahrzeichen der historischen Stadt Oppeln mit einer Mühle, die in Wirklichkeit diese Partie prägte. Es gab dort in Wirklichkeit zwei Mühlen: eine städtische Mühle mit Antrieb auf vier Räder und eine zweite, Schlossmühle, die auf dem gegenüberliegenden Ufer auf dem Schlossbezirk stand. Mühlen und Häuser fielen oft dem Feuer zum Opfer. Nach dem letzten großen Brand in 1881 wurde die städtische Mühle nicht mehr wiederaufgebaut und blieb hier – wie es damals üblich war – eine Freifläche. Bald besiedelten den Platz die Verkäufer von Butter, Michprodukten und Eiern und danach wurde der Platz Buttermarkt genannt. An die Mühlen erinnert noch der Name Mühlgraben (Młynówka) und die Mühlstraße (Młyńska), die vom Ring zum Markt führt. Die Partie am Mühlgraben wird heutzutage durch das moderne und gläserne Gebäude der Stadtbibliothek geprägt. Es passt hervorragend in den historischen Ort.
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Es gibt wenige Orte in Oppeln, die einem so großen Wandel unterzogen wurden. Dort, wo die Ozimska-Str. mit der Sempołowska-Str. zusammentrifft, stand einmal ein der berühmtesten Hotels in der Stadt. Das Hotel Monopol wurde am Ende des 19. Jh. erbaut. Das Gebäude überstand glücklicherweise den Krieg und nach der „Befreiung“ der Stadt wurde dort das erste Hotel und Restaurant nach dem Krieg in Oppeln betrieben. Es wurde 1946 unter den Namen „Bristol” in Betrieb genommen. 1950 übernahm das Objekt die Genossenschaft „Społem” und außer dem Hotel „Bristol“ wurde dort die Gaststätte „Zgoda“ getrieben. In den 1960er Jahren kam man zu der Erkenntnis, dass das Gebäude schon baufällig ist und weiter nicht betrieben werden kann. Das Gebäude wurde am Anfang der 1970er Jahre abgetragen. Nach dem Abriss des Gebäudes entstand eine leere Fläche. Kurze Zeit nutze man die Fläche als einen gebührenfreien Parkplatz und danach befand sich dort ein chaotisch organisierter Marktplatz mit Kramläden. Ziemlich schnell wurde der Platz im Volksmund in Balcerowicz-Platz umbenannt. Prof. Leszek Balcerowicz war Finanzminister in der ersten polnischen freien Regierung nach der Wende und er gilt als Architekt der Wirtschaftsreformen in Polen. Gegenwärtig steht auf dem Platz ein Büro- und Handelsgebäude, in dem ist die Versicherungsgesellschaft PZU untergebracht.
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In Oppeln waren zwei große Brauereien tätig: auf der Insel Pascheka (ehemals Wilhelmsthal) war die Schlossbrauerei der Familie Friedländer (heute befindet sich an derselben Stelle die Eishalle „Toropol“) und die zweite - Dampfbierbrauerei und Preßhefefabrik H. Pringsheim auf dem Wilhelms-Platz (heute plac Kopernika), die später an den Berliner Konzern Schultheiss-Patzenhofer AG verkauft wurde. Heute befindet sich auf demselben Standort das Einkaufszentrum „Solaris“. Beide Brauereien wurden in der zweiten Hälfte 19. Jh. erbaut und beide Brauereien sind nicht nach dem Krieg erhalten geblieben. Das Gelände der Friedländerschem Brauerei auf der Oderinsel Pascheka wurde schnell geräumt. Schon in den 1950er Jahren wurde auf dem Grundstück die Eissporthalle „Toropol“ und die Musikschule gebaut. Ein größeres Problem bereiteten die Überreste der Brauerei auf dem Wilhalmsplatz (heute Plac Kopernika). Das Gebäude wurde erst 1977 abgerissen. Es gab mehrere Ideen, wie man das Gelände bewirtschaften kann. Letztendlich wird an dem Standort ein Einkaufszentrum und das einzige Multiplex-Kino „Helios“ betrieben. Der Kopernik-Platz änderte sich vollständig. Das alte Krankenhaus wurde in ein prächtiges Collegium Maius der Universität Oppeln umgewandelt und aus dem Platz wurden die Händler mit Kramläden geräumt. Heute befindet sich dort ein Parkplatz. Man beginnt schon in Kürze mit dem Bau der ersten Tiefgarage in der Stadt. Nach Abschluss der Investition wird die Oberfläche als Erholungsfläche eingerichtet.
Es ist schwer zu erklären, aber das Eckgebäude an der Mündung der Krakowska- und Zwierzyniecka-Straße überstand auf wundersame Weise den Krieg. Sämtliche Häuser ringsherum wurden ausgebrannt. Nur das Haus blieb unangetastet. Heute zieht die Aufmerksamkeit die nicht herkömmliche Bauweise und der Buchstabe „W“, der das Gebäude krönt. Das Mietshaus wurde schon im 19. Jh. erbaut und es gehörte dem Fleischer Fritz Wotzka ( das erklärt den Buchstaben „W“), der im Erdgeschoß einen großen Fleisch- und Wurstladen führte. Fritz Wotzka zog 1939 in den Krieg und kam nie mehr zurück. Die „Wurst-Fabrik Fritz Wotzka” übernahm seine Ehefrau und führte sie bis 1945. Nach dem Krieg wurde in dem einzigen unversehrten Haus ein Fleischerladen gehöffnet, den eine elegante Frau aus Warschau führte. Sie schlachtete Schweine und verkaufte Fleisch und versorgte andere Läden. Ihr unübertrefflicher unternehmerischer Geist brachte ihr den Spitzennamen „Schmanzkönigin”. Ihre Königszeit dauerte nicht lange, weil das Geschäft immer schlechter lief und sie reiste nach Warschau aus.
Fotografie von Roman Rogalski
Die Musiker der Oppelner Philharmonie zogen in das Gebäude am Wolności-Platz 1975 ein. Das Gebäude gehörte dem Theater, das in den neuen Sitz umgezogen ist. Das 1945 gegründete Stadttheater wirkte von Anfang an in dem nach dem Krieg erhaltenen Gebäude am Wolności-Platz. Die Oppelner Philharmonie wurde 1952 gegründet und funktionierte anfänglich als Oppelner Symphonieorchester. Das Orchester hatte damals keinen Sitz. Die ersten Musikproben fanden unter anderem im Vereinszimmer des Hotels „Weißer Schwan” (heute Ozimska-Str. 67). Das Orchester bekam 1957 eigenen Sitz mit einem Proberaum im Anbau am Theatergebäude in der Krakauer-Str. Der Architekt des Anbaus war der bekannte Oppelner Architekt Andrzej Hamada. Nach dem Auszug des Theaters wurde das Gebäude an die Bedürfnisse der Philharmonie baulich angepasst. 2010 wurde das Gebäude erweitert und ausgebaut und nahm die gegenwärtige Gestalt ein. Das Gebäude wurde im Rahmen der Baumaßnahme aufgestockt.
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Rasanter Anstieg der Mitglieder der jüdischen Gemeinde wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verzeichnet. Im Zusammenhang mit der Entwicklung wurde 1897 eine geräumige Synagoge in der heutigen Barlickiego-Str. 2 errichtet. Das Ausmaß des Baus mit einer riesigen Kuppel und die wirkungsvolle Umgebung in der Nähe des historischen Schlosses zeugten von dem Rang der Oppelner Juden. Das Gotteshaus diente der Gemeinde lediglich ein halbes Jahrhundert lang. 1938 wurde es im Zuge der steigenden Judenverfolgung in der „Reichskristalnacht“ restlos verbrannt; damals spielte auch der Exodus der jüdischen Bevölkerung in Oppeln ab. Auf dem leeren Grundstück wurde in den 1960er Jahren ein Kindergarten errichtet, das mit Erfolg bis heute tätig ist. Im November 1998, 60 Jahre nach der Zerstörung der Synagoge, wurde an dieser Stelle ein Mahnmal nach Entwurf des Architekten Floriana Jesionowski gelegt. „Sie haben Feuer in dein Heiligtum geworfen…Menschen werden es nicht vergessen” – lautet die Inschrift auf der Gedenktafel.
Fot. Andrzej Hamada
Am Anfang des 20. Jahrhunderts war der Friedrichsplatz (heute Daszyński-Platz) noch nicht vollständig umbaut. Davor waren hier bis zum Ausgang des 19. Jahrhunderts Obstgärten, Feld und Flur. Die große Grünfläche wurde 1907 in der Nähe der dichten Wohnbebauung angelegt und sollte als Erholungsfläche den Bürgern dienen. In der Mitte des Platzes steht ein Zierbrunnen im Jugendstil mit einer schönen Skulpturengruppe. Der Schöpfer des Werkes war der Berliner Bildhauer Edmund Gomansky. Das Sinnbild der Ceres ragt nach oben auf einem hohen, reichlich ausgeschmückten Sockel in Form einer Muschel, die ja im Jugendstil bevorzugt wurde. Bis zum 2. Weltkrieg war der Monumentalbrunnen mit einem aus Kupfer zierlich geschmiedeten Baldachin bedeckt. 1971 wurde der Platz, der nach dem Krieg in Ernst-Thälmann-Platz umgetauft wurde, umgebaut. Das Niveau wurde um ca. 50 cm erhöht. Der Platz wurde 2008 erneut umgebaut und ist in der Form bis heute zu sehen. Der Platz wurde nach dem letzten Umbau wieder um 50 cm herabgesetzt.
Fot. MŚO
Die zügig wachsende Stadt brauchte im 19. Jahrhundert ein eigenes Königliches Kreisgericht. 1836 wurde ein bebautes Grundstück von dem Lederfabrikanten Pfeiffer in der Krakauerstrasse (damals Krakauer Vorstadt) gekauft und darin wurde ein Gericht eingerichtet. Nach 20 Jahren (1856) wurde das Gerichtsgebäude erweitert und modernisiert, um den Bedürfnissen einer öffentlichen Einrichtung der Gerichtspflege gerecht zu werden. Das Gericht zog 1881 in das neue Gebäude in der heutigen Książąt-Opolskich-Straße um. Das alte Gebäude wurde weiterhin genutzt. 1945 wurde das Gebäude ausgebrannt und war dem Verfall preisgegeben und nicht mehr funktionsfähig. Am Anfang der 1960er wurde auf seiner Stelle ein Wohngebäude mit Geschäftsräumen im Erdgeschoss errichtet. Das Gebäude galt damals als modern und wurde zum weiteren Symbol des Wiederaufbaus der zerstörten Stadtmitte. Im Erdgeschoss wurde ein moderner Supermarkt „Delikatesy“ untergebracht. Das war ein der renommiertesten Geschäfte in Oppeln. Das Gebäude steht bis heute, und die „Delikatesy“ wurden 2015 geschlossen. Gegenwärtig werden Sanierungsmaßnahmen im Erdgeschoss geführt und anstelle eines Lebensmittelgeschäftes entsteht dort eine Gaststätte.
Fot. MŚO
Im 19. Jahrhundert gab es in Oppeln einen Rossmarkt. Der Merkmal des Platzes war eine Wassertränke für Pferde, die als Monument um das Jahr 1840 aus Eisenguss hergestellt wurde. Heute befindet sich dort ein Taxistand am Wolności-Platz. Die Wassertränke überstand den letzten Krieg nicht. Der Platz war nicht nur für den Pferdehandel bestimmt. Als 1843 die Eisenbahnverbindung bis nach Oppeln fortgeführt wurde, endete die Strecke in Sczepanowitz (heute Szczepanowice), weil die Oder noch nicht mit einer Eisenbahnbrücke überspannt wurde. Die Reisegäste wurden damals mit Droschken in die Stadt befördert und die Halstestelle war eben am Regierungsplatz (heute Wolności-Platz). Die Droschken holten die Reisegäste die dreimal täglich, morgens, nachmittags, abends, ab. Es vergingen ein Hundert Jahre und die Pferde verschwanden aus den Straßen von Oppeln (die letzte Droschke kursierte bis 1959). An dem Ort wurde eine Bushaltestelle gebaut. Die Die Überdachung der Bushaltestelle, die eine einmalige Form hat und „Pilz” genannt wird, steht bis heute.
Fot. MŚO
Die große und kreisförmige Halbkuppel der Sport- und Veranstaltungshalle prägt die Umgebung in der Rosenbergerstrasse (heute Oleska-Strasse) schon seit 1968. Die Passanten schauten auf die Kuppel mit Begeisterung. Der „Okrąglak”, wie der Rundbau bauf Polnisch heißt, beherbergt 4 Tsd. Zuschauer und zeichnet sich durch eine sehr interessante architektonische Lösung der Halbkuppel. Die Halbkuppel breitet sich auf einem Stahlnetzwerk über den einem Amphitheater ähnlichen Zuschauerraum von allen Seiten aus. Die Einweihung der Veranstaltungshalle fand am 20. Juli 1968 während der feierlichen Sitzung des Nationalen Rates der Woiwodschaft und des Nationalen Rates der Stadt statt. Die Bauwerker und Arbeiter strengten sich an und viele Arbeiten wurden ehrenamtlich ausgeführt und sogar das Militär wurde eingesetzt, um das Bauwerk termingerecht abzugeben. Der Rundbau „Okrąglak” diente Oppelnern mit Erfolg bis ins 21. Jahrhundert. Mit der Zeit wurde das ehemals moderne Gebäude überholt und erfüllte nicht mehr die Anforderungen der Sicherheit. Es gab viele Konzepte hinsichtlich der Zukunft des Baus: vom Abriss und der Errichtung eines neuen Anlage bis zu der Generalsanierung. Die Oberhand gewann das zweite Konzept. In Praxis bedeutet es, dass nur das Gerüst stehen bleicht und der Rest wird ersetzt. Die Entscheidung wurde 2014 getroffen und 2017 werden die Einwohner von Oppeln das moderne Gebäude, das an die Anforderungen des 21. Jahrhunderts angepasst wird, zum ersten Mal betreten dürfen.
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Jahrhunderte lang ragte das massive Bauwerk der Kreuzkirche über die Altstadt heraus. Die Kathedrale war früher nicht so schön wie heute mit den zwei emporstrebenden Türmen. Die Kirchengeschichte ist mit der tausendjährigen Geschichte der Oppelner Region fest verbunden. Die Anfänge liegen im 9. Jahrhundert in der Dämmerung der Geschichte und wir wissen nur wenig über die erste Holzkirche, die im ausgehenden 13. Jahrhundert durch eine gemauerte Basilika, also eine dreischiffige Kirche mit Turm und Schindeldach, ersetzt wurde. Schon im 15. Jahrhundert nahm die Kirche die gegenwärtige gotische Form ein. Damals wurde schon ein Westwerk mit zwei Türmen geplant, aber nur der Südturm wurde ausgeführt. In den Jahren 1899 - 1900 leitete der polnische Baumeister Joseph Cimbollek die Errichtung der zwei hohen und schlanken Türme auf den festen mittelalterlichen Mauerwerken, die bis heute über die Stadt emporragen. Die Türme (73) sind die höchsten in Oppeln und sie sind sogar 10 m höher als der 1864 errichtete Rathausturm. Die Kathedrale in Oppeln wird erneut saniert und in den kommenden Jahren wird sie einer grundlegenden Renovierung unterzogen.
Fot. Agencja Gazeta
Tausend Jahre Geschichte von Oppeln zeichnen sich in der Architektur ab. In Oppeln wurden auch neue Entwicklungen in der Architektur begrüßt. Die Anfänge liegen im späten Mittelalter, in der Gotik. In dieser Bauperiode wurden die ersten Kirchen, Kloster, Burgen und Wehrmauer gebaut. Gotik wurde von Barock abgelöst. In der Bauweise wurden die Kirchen in Oppeln ausgebaut und die Innenräume ausgeschmückt. Barock erkennt man noch heute an den Fassanden der Bürgerhäuser. Das 19. Jahrhundert stand im Zeichen der Vorherrschaft des europaweit verbreiteten Klassizismus (Neoklassizismus). In diesem Baustil wurden Regierungsgebäuden errichtet. Moderne Architektur des 20. Jahrhunderts fasste den Fuß in Oppeln schon in den 1930er und zeigte sich im Regierungsgebäude auf der Oderinsel Pascheka und in zahlreichen Mietshäusern. Spuren der vergangenen Architekturepochen sehen wir in Oppeln an Häusern mit deutlich erkennbaren Merkmalen von Rokoko, Neugotik, Neubarock oder auch Art Déco, was die 1920er Jahren anbelangt. Auch heute fehlt es in der Stadt nicht an Beispielen neuster Entwicklungen in der Architektur, die wie das Gebäude der Städtischen Bibliothek oft Geschichte mit der Gegenwart in sich vereinen.
Fotografie von Roman Rogalski
Als die Ära der Beatmusik begann, war der Polnische Rundfunk noch ganz konservativ. Zwei Rundfunkredakteure: Jerzy Grygolunas und Mateusz Święcicki beschlossen, den Umstand zu ändern. Die Idee, ein Festival zu veranstalten, stellten sie auf einer Redaktionssitzung vor und anschließend erkämpften sie sich die Zustimmung für eine Dienstreise nach Oppeln, wo Karol Musioł das Amt des Vorsitzenden des Nationalen Stadtrates bekleidete. Mitten in der Stadt war eine große Baustelle. Das Amphitheater war im Bau. Der Anblick war eher entmutigend. Der Ratsvorsitzende wurde mit Begeisterung für die Idee angesteckt. Die Begeisterung musste ja riesig sein, wenn er nach einem Ausflug mit dem Ingenieur, der für die Baupläne des Amphitheaters zuständig war und nach Besuch bei der Partei, die Redakteure versicherte, das Amphitheater werde rechtzeitig fertiggestellt.
Fot. TPO
Auf der Stelle tauchte ein weiteres Problem auf. Die Entscheidungsträger in der Partei und die Landsleute wussten nur wenige Sänger zu nennen. Man verlangte nach deren Präsenz in Oppeln. Die Namen wurden gleich genannt: Violetta Villas, Irena Dziedzic und Irena Santor. Vergebens wurde beteuert, dass in Oppeln die Stars erst entdeckt werden sollten und das so ein Festival im Sinne eines Wettbewerbs zu verstehen wäre. Die Veranstalter durchquerten das Land in der Suche nach neuen Talenten. Die Talentsucher waren auf Wettbewerben, Konzerten, in Clubs und Kabaretts. Ein Teil der jungen Künstler erklärte gleich, dass sie auf Polnisch nicht singen werden. Einige musste man sehr lange überzeugen, dass sie auch auf Englisch nicht singen können – die Wahrheit war so, dass die meisten Sänger und Sängerinnen, die vom Westen schwärmten, anstatt auf Englisch nur auf Kauderwelsch singen konnten.
Fotografie von R. Łabus
MPP.
Das erste Landesfestival des Polnischen Liedes begann am 19. Juni 1963, erst vier Monate nach der Genehmigung der Entscheidungsträger. Das Ausmaß des Festivals und seine Reichweite wirkt bis heute imposant. An fünfzehn Konzerten nahmen ein Hundert Künstler teil. Nach Oppeln, das bis jetzt nur mit der Zementindustrie und den Wiedergewonnenen Gebieten assoziiert wurde, kamen ein Hundert Journalisten und Fotoreporter. Der Bau wurde abgeschlossen und das Publikum durfte das Amphitheater betreten. Der Architekt musste jedes Jahr bei der Miliz eine Erklärung unterschreiben, dass er dafür haftet, dass die Zaune und Wände nicht einstürzen werden. Theoretisch war das Festival zum Misserfolg verurteilt, aber es wurde zum großen Erfolg. In Oppeln ist es gelungen, neue Musikstars zu lancieren. Das polnische Publikum war verliebt in Zygmunt Konieczny und Ewa Demarczyk und Jerzy Waldorff taufte Oppeln zur Hauptstadt des Polnischen Liedes um.
Fotografie von T. Rolke
Ewa Demarczyk
Die ältesten Oppelner Festivals setzten auf Vielfalt selbst, wenn es auf Kosten der Organisation und der Finanzprobleme ging. Auf dem zweiten Festival fanden ca. zwanzig Konzerte statt und es sind vierhundertsieben Künstler aufgetreten. Im Amphietheater und in den Konzertsälen wurden 56.000 Zuhörer gezählt. In Oppeln wurden fast sechshundert polnische Songs uraufgeführt und es waren unterschiedliche Musikgattungen in ganzer Breitbandweite der einheimischen Künstler präsent. Ganz Polen hörte damals zum ersten Mal unter anderem solche Lieder: „O mnie się nie martw”, „Jedziemy autostopem”, „Tańczące Eurydyki” und „Z kim tak ci będzie źle jak ze mną”.
Fotografie von L. Fogiel
Anna German
Die ersten Festivals wurden vom Enthusiasmus der Einwohner von Oppeln getragen. In der Stadt gab es nicht genügen Übernachtungsplätze, um alle Künstler zu beherbergen. Die Musiklegenden der Oppelner Freilichtbühne (selbst Maryla Rodowicz) mussten sich mit Privatunterkünften bescheiden. Oppeln erwies sich als gastfreundliche Stadt und die Stimmung auf dem Festival war auch einmalig. Die Fernsehübertragungen gab es erst seit 1977. „Die Konzerte waren keine Kompilationen von Hits mehr. Man setzte auf große Shows. Jede Show wurde von einem anderen Regisseur realisiert und die Teams waren dabei sehr erfinderisch, was neue Ideen anbelangt”- so beschrieb das Jarosław Wasik, ein Musiker, Sänger und jetzt Direktor des Museums des Polnischen Liedes in Oppeln. 1977 debütierte auf dem Festival Krystyna Janda, und Jerzy Stuhr sang den berühmten Schlager „Śpiewać każdy może”. Der Journalistenpreis ging an Janusz Laskowski für das Lied „Kolorowe jarmarki”, das von der Jury völlig ignoriert wurde.
Fotografie von W. Martynowski
MPP.
Maryla Rodowicz
Das Nachtleben in Opeln war während des Festivals legendenumwoben. Über einige Partys werden wilde Geschichten sogar bis heute erzählt. Man weiß ja bis heute noch, wie beim III. KFPP Jan Pietrzak und Jonasz Kofta für das Lied „Pamiętajcie o ogrodach” prämiert wurden und begaben sich anschließend in das Lokal „Pająk”, wo sie fast alle Alkoholgetränke kauften und am nächsten Morgen wachten sie auf Schrebergärten in der Nähe der Zementfabrik Oppeln auf. Ganz im Staub. Übertrieben? Nicht unbediengt. Ein anderes Mal erinnerte sich Maryla Rodowicz noch daran, wie sie in Begleitung anderer Künstler, des Intendanten des Festivals und der TV-Regisseure...Schnaps auf dem Bürgersteig trank. Die Party begann zwar im Hotel „Opole”, aber die ganze Gesellschaft wollte ins Freie und man nahm Tische, Gläser und sogar eine Palme mit. Władysław Bartkiewicz, der jahrelanger Chef der „Estrada Opolska”, erzählte wiederum, dass die Künstler mal in den engen Gassen Oppelns eine Rennfahrt mit einem Löschwagen veranstalteten. „ (...) die Passanten wussten nicht ganz genau, was für welche Feuerehrleute so rasen und wo es brennt, zumal sangen alle im Löschwagen. Den Löschwagenchor dirigierte höchstpersönlich Jerzy Połomski”.
NAC.
Für die damaligen Parteibonzen war äußert wichtig, was ganz Polen hören wird. Die Zensoren hatte alle Hände voll zu tun. Der einzige Künstler, der, wie es überliefert wurde, sich nicht auf ein Katz- und Mausspiel mit der Zensur einließ, war Wojciech Młynarski. Für den Rest wurde das zum Nationalsport. Zum Opfer fiel der Zensur unter anderem der Song „Okularnicy” von Agnieszka Osiecka. Im Song kommt der Satz vor: „Dann leben sie auf dem Lande und in der Stadt und haben das Leben für die polnischen 1.200 so statt”. Die Zensoren gelangten zu der Überzeugung, dass dies ein viel zu niedriger Lohn ist, als dass man in der Volksrepublik Polen verdienen kann. Die Dichterin war also gezwungen, den Text abzuändern. Ein anderes Mal zog auf sich Jan Stanisławski Aufmerksamkeit der Zensur, der schrieb: „Einerseits Tränen lachen, andererseits bittere Tränen ”. Der Künstler stand hinter den Kulissen und litt, weil es keine Zusage für seinen Bühnenauftritt war. Die Volksrepublik Polen war ja weder zum Lachen noch zum Weinen.
Fotografie von W. Martynowski
MPP.
Andrzej Rosiewicz
Es kam vor, dass nicht die Künstler, sondern die Zensoren zu klagen hatten. Die Zensurbeamten erlebten fast Herzschlag, weil das Kabarett „Tey” schon auf der Bühne in dem Sketch „Hinter dem Landen” keine der zahlreichen Bemerkungen der Oppelner Niederlassung des Hauptamtes für Kontrolle der Presse, Veröffentlichungen und Vorstellungen berücksichtigte. Der Sketch der Gruppe „Tey” wurde 1980 gespielt, also einen Monat vor dem Ausbruch des Streiks und der Begründung der Gewerkschaft „Solidarność“. Die Show wurde nicht live übertragen. Nach dem Bühnenauftritt sagte die Intendantin der Unterhaltungsprogramme im Polnischen Fernsehen (TVP) dem Regisseur des Konzerts: „Ich gratuliere Ihnen vom Herzen, aber...” und dann sollte er gesagt haben, dass diese Show im Fernsehen gleich nach der Revolution ausgestrahlt wird. Das Fernsehen zeigte es tatsächlich im Oktober und eine Wiederholung kam im Dezember – extra für Bergleute.
Fotografie von PAP
Bohdan Smoleń und Zenon Laskowik
Zum Star des Jahres 1981 wurde Jan Pietrzak, der sich auf der Freilichtbühne mit dem Lied: „Żeby Polska była Polską” (Polen soll wieder Polen werden) präsentierte. Der bewegende Auftritt ging in die Geschichte der Festivals ein. Die Musik komponierte Włodzimierz Korcz und das Lied wurde zur Hymne des Kampfes gegen den Kommunismus. Die englische Übersetzung des Liedes zitierten unter anderem Ronald Reagan und Elisabeth II. 1989 gewann das Publikum für sich Tomek Lipiński mit dem Song „Jeszcze będzie przepięknie” (Es wird noch wunderschön sein). Das war die Wende. Bereits zwei Wochen früher fanden die ersten zum Teil schon freien Parlamentswahlen in Polen statt und alle machten sich Gendanken, wie es weiter gehen wird. Als Tomek sang, dass es noch wunderschön und normal wird, spürten alle Erleichterung und Hoffnung. „Im Amphitheater spürte man die ergreifende Rührung. Ich dachte mir damals, wie viel ein Lied bewirken könne“ – erinnert sich an das Konzert Maria Szabłowska, eine Rundfunk und Fernsehjournalisten.
Fotografie von Maciej Zienkiewicz
Tomek Lipiński
Nach 1989 musste das Festival einen neuen Weg finden. Das war die Zeit der polnischen Rockmusik. Man flirtete mit der Gattung Disco-Polo und man war mit SMS-Plebisziten fasziniert. In der letzten Zeit verabschiedete man sich von dem legendären Kabarettabend. Die Formel des Abends der „Debüts” wurde geändert. In Oppeln wurde nicht mehr die neuste Entwicklung kreiert, obwohl das Festival für die polnische Musikbranche immer noch wichtig ist. Wenn man einen Rückblick macht, bemerkt man was wir einen großen Wandel Oppeln und das Festival des Polnischen Liedes machte. Ein langer Weg wurde zurückgelegt. Das Festival in Oppeln gewann den Glanz wieder. Während der Festivalzeit findet unter anderem ein Autorennen mit polnischen Musikstars (auf dem Beifahrersitz als Piloten). Man veranstaltet Treffen mit den populärsten Musikern. Auf dem Rathausmarkt befindet sich der Walk of Fame des Polnischen Liedes. Immer neue Abdrücke der Künstler sind da zu sehen und in der Stadt finden Konzerte statt, wenn das Repertoire der jeweiligen Band nicht der Formel des Festivals entspricht. Das alte verdiente Amphitheater wurde auch saniert und gehört zu den modernsten Bauwerken in der Stadt. In Oppeln wurde das Museum des Polnischen Liedes ins Leben berufen
Fotografie von Jagoda Gorol
Ania Dąbrowska
Das Oppelner Amphitheater schien im Fernsehen groß und bequem zu sein, aber in Wirklichkeit entsprach er nur den Bedürfnissen des Fernsehens und der Künstler. Für das Publikum waren die Holzbänke unbequem. Die Garderoben waren im Amphitheater klitzeklein und die Überdachung brachte die Szenographen um den Schlaf. Trotz dem wurde jedes Jahr das Fest des polnischen Liedes organisiert. Die schon dringend erforderliche Sanierung wurde vor sechs Jahren durchgeführt. Der Publikumsbereich wurde etwas kleiner, aber die Sitze sind dafür bequemer. Man baute einen Orchestergraben. Das Dach wurde völlig neu geplant und die Bühne ist um 2 m höher. Dank Stützen kann man jetzt Szenographie und Anlagen bis zu 10 t einbauen. Den höchsten Punkt bildet die Terrasse, die einen neuen Raum im Amphitheater bildet. Es bewährten sich sowohl kleine Veranstaltungen im Freien als auch Jogatreffen.
Fotografie von Michał Grocholski
Im Amphitheater findet nicht nur das Festival des Polnischen Liedes statt. Diese Anlage beherbergt auch das Nationale Zentrum des Polnischen Liedes, das kleinere und größere Konzerte das ganze Jahr hindurch organisiert. Die Konzerte finden sowohl im Amphitheater als auch in der Konzerthalle statt. NCPP heißt nicht nur Musik. In den Räumlichkeiten findet das Oppelner Bergfestival statt, an dem die polnischen Bergsteiger und Kletterer teilnehmen, das Filmfestival „Opolskie Lamy”, die Deutsche Kinowoche, „Podbiegi”, aber auch verschiedene Tanzveranstaltungen und Wettbewerbe und Freizeitveranstaltungen. Hier kann man an Tanzstunden teilnehmen und Fitness mitmachen oder eine Siesta auf der Terrasse genießen.
Fotografie von Roman Rogalski
Museum des Polnischen Liedes ist eine einmalige Einrichtung in Polen. Die moderne Ausstellung und die multimediale Ausrüstung bringt nicht nur die Geschichte des polnischen Popmusik näher. Im MPP wird nicht nur das Festival geschildert, obwohl er einen wichtigen Platz dort einnimmt. Man kann sich darin selbst prüfen, wie man in den Bühnenkostümen der polnischen Stars aussehen würde, dann singen und einen eigenen Lieblingsschlager in einer Kapsel aufnehmen. Dort kann man (wirklich!) zum Teil des „hervorragenden Publikums in Oppeln” werden, das alle Museumsbesucher sehen werden. Die Sammlungen sind beeindruckend. Man kann die ältesten Eintrittskarten für Oppelner Festivals sehen, die Handschriften der wichtigsten polnischer Schlager bewundern oder einen beliebigen Song hören. Es gibt auch 600 Musikvideos und zwei Tausend Aufnahmen und Fotos. Das Museum des Polnischen Liedes ist zwar nicht geräumig, aber man muss schon etwas Zeit für die Besichtigung reservieren.
Fotografie von Roman Rogalski
Als vor zehn Jahren das Museum des polnischen Liedes formell ins Leben berufen wurde, hatte man keine Bestände, keine Ausstellungsstücke und keiner wusste in Wirklichkeit, wie man das alles besorgen kann. Man wusste nur, dass das Museum ultramodern und interaktiv sein muss. Es wurde angenommen, dass in erster Linie die Urheberrechte für die Aufnahmen der polnischen Künstler gewonnen werden sollten. Heute befinden sich in den Sammlungen tausende „Ausstellungsgegenstände” von historischer und sentimentaler Bedeutung. Hier finden wir unter anderem die Urschrift des Drehbuches des berühmten Skechs „Hinter den Landen” mit Korrekturen des Zensors. Es gibt den Flügel, auf dem Robert Filiński im Regen während des II. Festivals in Oppeln spielte. Das Instrument wurde durch das Wasser stark in Mitleidenschaft gezogen, aber es besteht bis heute und gehört zu den Prachtstücken. Das Museum hat in Beständen unter anderem das Kleid von Irena Jarocka, in dem sie im Film "Motylem jestem, czyli romans czterdziestolatka" aufgetreten ist, die Gitarre, auf der „Jedwab” komponiert wurde, Erinnerungsstücke an die Kultsendung „Tik-tak”, eine einmalige Sammlung der Festivalplakate, äußerst interessante Tonpostkarten, aber auch eine Reihe von Fotos, Preise, Kleinigkeiten, Bühnenkostümen oder Tonspieler.
Fotografie von Roman Rogalski
Die Dauerausstellung im Museum des Polnischen Liedes soll unterhaltsam werden und die Musik populär machen, aber man nimmt einen Bildungsauftrag wahr. Das Museum übernimmt also die Federführung bei Zeitausstellungen und man führt die Kleine Songakademie, an der bekannte Bühnenkünstler Kindern Tipps für einen gelungen Bühnenauftritt geben. Diese Einrichtung bietet verschiedene Workshops und beteiligt sich an verschiedenen Veranstaltungen in der Stadt. Das Museum gibt auch ein Kulturjahrbuch „Piosenka” heraus, in dem verschiedene Aspekte der polnischen Musik erörtert werden. Das Museum ist der Herausgeber einer populären Buchreihe „1001 drobiazgów” (1001 Kleinigkeiten), in der die Stimmung der Festivals lebendig geschildert wird und die Legenden gepflegt werden.
Fotografie von Tomasz Stefanko